Willkommen bei Karin Streicher und Markus Schildhauer

LE CAMELEON

Ein Artikel von Karin

Kindergarten und Schule für geistig behinderte und gesunde Kinder

Wie aus einem ehemaligen Brauereigebäude eine kunterbunte, lebendige Inklusionsschule wurde

Gegründet wurde diese Einrichtung im Jahr 2000 von Gisela Towa. Die eigene Erfahrung durch ihre geistig behinderte Tochter und die unzureichende Unterbringungs- Beschäftigungs- und Fördermöglichkeit in Douala brachten sie dazu, le Cameleon aufzubauen.

Gisela Towa (gelernte Krankenschwester), kam 1973 mit ihrem kamerunischen Mann (Ausbildung zum Brauereimeister) und ihren beiden kleinen Söhnen, in die Heimatstadt ihres Mannes nach Douala. Dort fingen sie langsam an, Stück für Stück, eine Existenz aufzubauen, mit dem Ziel eines Tages eine Brauerei zu eröffnen. Auf einem vorhandenen Grundstück wurde mit dem Bau begonnen. Als dann endlich das Erdgeschoss stand, wurde erst einmal mit der Produktion von Safteis (Orange, Zitrone, Mango usw.) in kleinen Tüten begonnen. Da sie die ersten und einzigen mit dieser Idee waren, ein einträgliches Geschäft, mit bald vielen Mitarbeitern die in extra angefertigten Schiebwagen das Eis z. B. an Schulen verkauften. Mit dem Gewinn konnte das Haus weiter aufgestockt werden.

1992 verstarb ihr Mann plötzlich und unerwartet. Alleine war der Betrieb nicht mehr zu bewältigen, zumal ihre behinderte Tochter viel Zeit in Anspruch nahm. Die Option nach Deutschland zurückzukehren, wurde für Gisela Towa nie in Betracht gezogen, stattdessen baute sie das Betriebsgebäude nach und nach um in eine Schule für behinderte Menschen, auch dieses Mal ist sie wieder eine Pionierin. 2017 war die Eröffnung. Bis zu 80 Kinder und Jugendliche, auch aus weiter Entfernung, wurden in ihrer Einrichtung je nach Bedarf und Können, gefördert und beschäftigt. In der Zwischenzeit gibt es in Douala mehr und mehr private Einrichtungen und die Zahl der Kinder und Jugendliche mit Einschränkungen ging in le Cameleon zurück. Um den Kindergarten und Schulbetrieb weiterhin aufrecht halten zu können (Räume und Kosten) wurde ein Kindergarten und zweisprachige Grundschule für gesunde Kinder aufgebaut. Seit 2021 lernen nun 188 gesunde Kinder und 20 Kinder bzw. Jugendliche mit Einschränkungen unter einem Dach. Apropos Dach, letztes Jahr wurde bei einem heftigen Sturm das ganze Aluminiumdach samt Dachstuhl zerstört und muss jetzt schnell und dringend in der Trockenzeit wiederaufgebaut werden.

Leider gibt es von staatlicher Seite her keinerlei Unterstützung (aber auch keine vergleichbaren Einrichtungen) und deshalb müssen alle Schulgeld bezahlen. Wir haben mit euren eingegangenen Spendengeldern für 4 Jugendlichen mit Behinderung, deren Eltern mit ihrem Einkommen nur einen Teil tragen können, das Schulgeld für ein Jahr übernommen.

Ich bewundere Gisela Towa mit ihren 75 Jahren, wie sie diese Aufgabe eine Schule zu organisieren, alleine meistert! Unglaublich!! Jeden Samstag kommt sie mit ihrer Tochter Melanie mit ihrem Auto ins Seemannsheim gefahren und besucht uns. Wir haben schon sehr viele nützliche „Überlebenstipps“ und sehr hilfreiche Anregungen von ihr bekommen.

Jetzt hoffe ich sehr für sie, dass sich bald eine geeignete Nachfolgerin für ihre Einrichtung findet, diese in gute Hände übergeben kann, ihre Tochter weiterhin gut versorgt ist und natürlich endlich den verdienten Ruhestand beginnen kann. Gisela Towa wohnt mit ihrer Tochter übrigens ganz oben über der Schule in ihrer Wohnung mit einer Terrasse wo es grünt und blüht und man einen guten Blick über Douala hat.