Willkommen bei Karin Streicher und Markus Schildhauer

Elektrik in Kamerun

Wer noch einmal über die engen Bestimmungen in Deutschland jammert, der sollte mal das Gegenteil hier in Kamerun erleben.

Der staatliche Stromlieferant heißt ENEO. Die Kameruner nennen sie jedoch Geneo von Genieren. Normalerweise hat man ja, als verwöhnter Europäer eine Steckdose aus der 24 Stunden lang Strom kommt. In Fürstenfeldbruck hatten wir im Sommer einmal einen Brief bekommen, dass die Stadtwerke, wegen Bauarbeiten, in ein paar Tagen, zu einem bestimmten Datum und Zeitpunkt für maximal 30 Minuten den Strom ausschalten werden und sie entschuldigten sich fürchterlich dafür. Hier in Kamerun würde die Post, wenn es die denn überhaupt gäbe, nicht nachkommen, diese Briefe auszuteilen. Nahezu täglich gibt es Stromausfälle und eigentlich immer Stromschwankungen. Dies ist besonders tragisch in den Vierteln der Ärmeren, denn durch die Schwankungen gehen, falls überhaupt vorhanden, alle elektrischen Geräte normalerweise sehr schnell kaputt.

Im Seemannsheim haben wir für die Ausfälle normalerweise einen Stromgenerator, doch auch hier muss man aufpassen. Bei Stromausfall muss dieser ja erst anlaufen, d.h. ungefähr 30 Sekunden lang kein Strom. Das kann man, wenn man hat mit Batterien überbrücken. Leider halten diese wegen der hohen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit nicht sehr lange. Der Start ist auch i.d.R. kein Problem. Wenn aber dann der Landstrom zurück kommt, hat man oft das Gefühl, dass die Geneo den verpassten Strom nachholen will, bzw. dass sie mal wieder ein Kabel falsch angeschlossen haben und plötzlich 400 Watt durch die Leitung fließt. Das letzte Mal, als wir das hatten, war genau am Welttag der Frauen. Wir hatten eine große Veranstaltung und nicht nur keinen Strom, sondern noch viele kaputte Geräte dazu.

Erst gestern hatten wir wieder dann wieder so einen Fall. Stromausfall. Im Moment besonders schlimm für uns, weil der Generator gerade in der Wartung ist. Also eine ganze Zeit lang kein Strom, Gottseidank über Tag und in der Küche wird mit Gas gekocht. Nur die Fritteuse ging halt nicht. Dann gab es plötzlich einen lauten Knall und Rauch stieg aus dem Elektroverteilerraum und noch einem anderen Raum auf. In dem zweiten Verteilerraum entstand dann ein Brand, der den Verteiler innerhalb von wenigen Minuten total zusammenschmoren ließ. Bloß gut, dass wir frisch gewartete Feuerlöscher haben. Der erste wurde gestartet, gedrückt und ein laues Lüftchen blies heraus. Das wiederholten wir mit noch 3 weiteren Feuerlöschern, bis dann einer endlich ging und das Feuer in dem Raum löschte.

Ein eilig herbeigerufener Elektriker stellte dann fest, dass in dem zweiten Anschlussraum die Kabel komplett falsch an dem Block und den Sicherungen angeschlossen waren und es noch über eine dritte Leitung Strom gab, obwohl alles ausgeschaltet war. Das war noch ein Überbleibsl unserer ehemaligen Mieterin, die hier, nachdem ihr mal der Strom abgedreht wurde, sich eine Überbrückung geschaffen hatte. Also mussten erst einmal Kabel, neue Sicherungen und ein Sicherungskasten angeschafft werden. Gut, dass es in Kamerun in den kleinen Läden kein Wochenende gibt. Der Elektriker fing dann an, ein ziemlich dickes Verteilerkabel neu zu verlegen. Das alles an den alten Kabeln mit Kabelbinder befestigt im Außenbereich. Schön und sicher ist etwas Anderes. Natürlich wurde er nicht fertig und die Restaurantterrasse konnte nicht geöffnet werden, außer wir hätten Essen im Dunkeln angeboten…

Heute, am Sonntag, kam dann der Elektriker wieder uns setzte seine Arbeit fort. Plötzlich gab es einen lauten Knall im Anschlussraum und alle liefen aufgeregt da hin und wir stellten uns schon den Elektriker liegend darin vor. Er hatte nur vom Ruß gefärbte Hände und Spuren davon im Gesicht, sonst war er wohlauf. Anscheinend ist er mit dem Kabel beim Einlegen an andere gestoßen und hat damit alles Mögliche neu durchschmoren lassen. Wieder mehrere Stunden kein Strom im Haus, aber jetzt geht zumindest das restliche Haus wieder. Leider immer noch nicht die Terrasse, aber nachdem es heute besonders viel regnet (der Swimming Pool ist um einen halben Meter gestiegen und übergelaufen) kommen eh kaum Gäste. (Ich sollte mal einen Artikel über Regen schreiben)

Nun sind wir gespannt, wie die ganze Geschichte weitergeht und wann wir wieder überall Strom haben.