Willkommen bei Karin Streicher und Markus Schildhauer

Die Angestellten im Seemannsheim

So ein Seemannsheim hat auch ne Menge Angestellte. Als wir angekommen sind fanden wir 22 Angestellte vor. Da zur Ankunftszeit das Seemannsheim „nur“ den Hotelbetrieb hatte, waren es so wenige. Das angeschlossene Restaurant wurde 2020 von der damaligen Stationsleitung mit einem befristeten Mietvertrag fremd vermietet, jedoch hat sich die Mieterin eigenständig entschlossen länger zu bleiben, dafür aber auch keine Miete mehr zu zahlen. Eine sehr unerfreuliche Situation, die wir aber in einem späteren Bericht, wenn die Sachlage sich verändert hat noch mal ausführlicher erläutern werden.

Nun ja, das Hotel hat 26 Zimmer und benötigt deswegen Personal. Von der Rezeption angefangen über Zimmermädchen, Verwaltungsleute und Hausmeistern. Einige dieses Personals sind schon lange bei der Seemannsmission beschäftigt. Die am längsten Beschäftigten waren aber in der Bar und Restaurant und sind im Rahmen der Auslagerung des Restaurants gekündigt worden.

In Kamerun sind die Arbeitnehmerrechte nicht mit Deutschland vergleichbar. Sie gehen weit darüber hinaus. Einen Arbeitnehmer los zu werden, selbst wenn er nachweisbar z.B. gestohlen hat, ist nicht einfach und wenn überhaupt, fast immer mit Rechtsstreitereien verbunden. So haben einige der ehemaligen Barangestellten das Seemannsheim gerade mal um 30.000 Euro, was hier ein Lebensgehalt ist, verklagt und werden zumindest auch zum Teil Recht bekommen, zumal die Entlassung auch intern nicht wirklich toll gelaufen ist.

Ich denke, wir müssen bei einem der nächsten Artikel mal mehr über Korruption schreiben, denn Kamerun gehört zu den korruptesten Ländern und das setzt sich bis ins Personal durch.

Mit Loyalität kann man nur sehr bedingt rechnen. Die Gehälter sind den lokalen Preisen überhaupt nicht angepasst und hinter jedem Angestellten steht eine Familie, die die Hand aufhält. So wird versucht, mit allen Mitteln an Geld zu kommen, was natürlich auch im Umgang mit einem Arbeitgeber zu Konflikten führen kann. Sendet man jemand zum Einkaufen, muss man nicht nur kontrollieren, ob die Rechnung überhaupt echt ist, sondern auch der Preis darauf in irgend einer Realität ist.

Gerade hatten wir den Fall mit unserem Informatiker. Er ist auch zuständig für die TV Versorgung im Hotel. Er schlug vor, den Vertrag mit dem TV Lieferanten zu kündigen und einen etwas Billigeren zu nehmen. Er bekam den Auftrag zur Verhandlung mit dem Alten und eine Alternative zu finden. Die Alternative war minimal billiger. Als wir den alten Vertrag kündigen wollten erzählte uns der Anbieter, dass der EDVler ihn permanent auf Provision angefragt hatte, die er aber nicht zahlen wollte. Selbstverständlich sei er bereit, seinen Preis für uns noch zu senken, sogar drastisch. Als dann noch ein paar andere Sachen dazu kamen, mussten wir uns leider von dem EDVler trennen. Zum Abschied hat er noch schnell alle Überwachungskameras so blockiert, dass sie nicht mehr lauffähig sind.

Ein Nachtrag:

Natürlich gibt es auch nette Menschen unter den Angestellten. Einige sind als Kind hierher gekommen und schon seit über 25 Jahren im Betrieb. Es gibt auch Loyale MitarbeiterInnen. Nicht alles ist so wie es aussieht!