Willkommen bei Karin Streicher und Markus Schildhauer

Das Visum – eine Behördenodyssee

Heute ist es mal wieder so weit, wir müssen unsere Visa verlängern lassen. Vor Weihnachten hatten wir schon unseren ersten Anlauf gestartet, aber nach einer Stunde brutalstmöglichen Drängelns frustriert aufgegeben.

Im Moment ist die Nachfrage nach einem Visum, vor allem von Syriern und Libyern extrem hoch. Mit viel gegenseitigen positiven Zureden und Mutmachen (diesmal wird es bestimmt nicht so schlimm, usw.), machen wir uns in Begleitung eines erfahrenen ägyptischen Behördenkenners (ohne wären wir total Chancenlos, da keinerlei Hinweisschilder wo was zu finden ist, welche Schalterreihenfolge muss eingehalten werden, wo muss bezahlt werden, fehlende Drängelerfahrung, usw.) gleich in der Früh auf dem Weg.

Aber auch heute, Menschen über Menschen. Wir schlängeln uns die Treppe nach oben in den ersten Stock und nehmen den Kampf auf. Ca. 100 Menschen (fast ausnahmslos Männer) drängeln sich mit ihren Anträgen vor drei geöffneten Schalter. Jeder gibt sein Bestes und versucht sich Millimeterweise nach vorne zu schieben. Unser Behördenkenner kämpft fleißig mit, während wir uns ein einigermaßen Schubs- Schieb- und auf die Füßetret freien Platz ergattern und das Geschehen, samt Büroräume beobachten können.

Wir bewundern die Stapel, an mit Anträgen gut gefüllten Ordnern, die in unglaublichen schiefen Türmen sich überall in den Büros stapeln und fragen uns, gibt es ein System und wie kann man hier jemals irgendwas finden. Ich befürchte das Schlimmste. Unser Vorgänger im Seemannsheim, musste einmal einen professionellen „Sucher“ engagieren, um die nicht mehr auffindbaren Autopapiere in der zuständigen Behörde zu suchen. Mit Erfolg.

Nach einer Stunde ist ca. 3 m an Boden gutgemacht. Nur nicht aufgeben. 2 Std. später, Markus stellt sich jetzt an. Unser Begleiter muss mal eine Runde an die Luft. Langsam nähern wir uns unserem Ziel. Nach 3 Std. warten, noch einmal Anstehwechsel.

Kaum 4 Stunden später haben wir es geschafft und unsere Papiere werden durchs Fenster geschoben! Ich stehe etwas weiter hinten und muss so weit wie möglich nach oben springen, damit mich der Schaltermensch überhaupt sehen und meine Anwesenheit bestätigen kann. Glücklicherweise sind die Anträge vollständig ausgefüllt und die Anzahl der Passbilder stimmt.

Jetzt heißt es nur noch 14 Tage Bearbeitungszeit abwarten und hoffen, dass nichts im ägyptischen Ordnungssystem verloren geht.  Insha‘ allah!!!
Karin

Schreibe einen Kommentar