Ja, das gibt’s. Rüdiger Glufke (ehemaliger Pfarrer aus Emmering / Fürstenfeldbruck, nun „Knecht“ vom Ratsvorsitzenden der EKD besuchte die evangelische Kirche in Kairo. Dies nutzten wir schamlos aus um das erste Orgelkonzert der Neuzeit in Alexandria zu veranstalten.
Das erste Problem war überhaupt eine Kirche zu finden, in der die Orgel noch spielfähig ist. In Alexandria gibt es zwar noch mehrere Orgeln in Kirchen, doch leider weisen die meisten einen sehr traurigen und nicht mehr spielfähigen Zustand auf. Nach längerer Suche wurden wir jedoch im St. Marc Collegue, einer katholischen, französischen Knabenschule, fündig. Mehrere Besuche und Überredungskünste brachten den Verantwortlichen der Musik dazu, dass auf seiner heiligen Orgel auch neben dem Weihnachtsgottesdienst jemand anderes Musik machen durfte.
Die Orgel, ein deutsches Produkt der Firma Walker aus dem Jahre 1936 wurde durch die Kriegswirren erst 1954 fertig gestellt. Seit dem steht sie in der Schulkirche von St. Marc und ist seit dem auch leider nicht mehr wirklich gewartet worden. Als Rüdiger sich zum ersten Mal hinsetzte klemmten noch einige Tasten, die aber im Laufe des Spielens sich langsam wieder regelten.
Man merkte in der Vorbereitung gleich die großen Unterschiede. Für das Publikum wurden zwei Möglichkeiten angeboten – entweder auf der Empore gleich neben der Orgel, oder unten im Kirchenschiff. Dort sollte aber, wenn die Menschen dort sitzen zwei riesige Videoleinwände aufgebaut werden, schließlich „muss“ man ja den Organisten sehen. Wir wählten erst einmal die Emporenvariation, was auch letztendlich die richtige Wahl war.
Vor dem Konzert setzten wir gleich noch den regelmäßig stattfindenden deutschen evangelischen Gottesdienst an, wann hat man schon mal dazu Orgelbegleitung. Nadja El Karsheh, die deutsche Pfarrerin aus Kairo hielt dann einen bewegenden Aschermittwoch Gottesdienst.
Meine Befürchtung, dass so ein Orgelkonzert nicht genügend Besucher in Alexandria anzieht war jedoch unberechtigt. Knapp 100 Zuhörer nutzten diese Chance. Typisch Europäisch setzten sich natürlich alle ins Kirchenschiff und waren garnicht enttäuscht, dass da keine Videoübertragung stattfand.
Rüdiger Glufke spielte zuerst einige klassische Stücke und Variationen. Letztere brauchte er auch, denn so manch schräger Ton, der aus der Orgel kam (nicht wegen falschem Spiel, sondern kaputter Pfeifen), konnte dadurch geschickt kaschiert werden. Im zweiten Teil gab es dann Wünsche der Zuhörer, die der Organist geschickt in den gewünschten Stilrichtungen als Potpourri wiedergab.
Der Musikverantwortliche von St. Marc war anschließend so begeistert, dass er uns gebeten hat, doch solche Konzerte öfters zu veranstalten. Wir könnten jederzeit die Orgel nutzen. Wir werden das wohl fortsetzen, zumindest so lange, wie die Orgel noch spielt. Es ist wirklich schade zu sehen, wie fehlende Mittel eine so schöne alte Orgel langsam kaputt gehen lassen. Im Holzgebälk ist bereits verschiedenstes Ungeziefer und auch sonst müsste da eine Menge investiert werden. Aber wie gesagt – so lange es noch geht sind Organisten sehr herzlich willkommen (das war eine Aufforderung an euch!!!)
Danke an das Ehepaar Nadja und Stefan El Karsheh, ohne dessen Hilfe wir dieses Konzert hätten garnicht durchführen können. Ebenso Danke an die Deutsche Botschaft, die einen wesentlichen Beitrag zu den Kosten geleistet hat.