Willkommen bei Karin Streicher und Markus Schildhauer

Flucht aus Ägypten

P1040220 (Medium)Gerade in den letzten Tagen habe ich vermehrt Kontaktaufnahmen von Seeleuten gehabt, die wieder mit dem Thema Flucht und Flüchtlingen in Berührung gekommen sind. Es ist echt eine große Sauerei die da auf dem Mittelmeer passiert. Wie die Seeleute der Handelsschifffahrt wirklich missbraucht werden um unsere fehlgeleitete populistische Politik in Europa zu unterstützen. Dies auch noch fernab von jeglichem Medieninteresse – oder habt ihr etwas von den 3 untergegangenen Booten mit mehr als 400 Toten hier in den letzten Wochen gehört?

Gerade erst sprach mich wieder ein Seemann an, der mit seinen Ängsten und Bildern im Kopf nicht fertig wird. Nachdem sie zu einem in Seenot geratenem Flüchtlingsschiff gerufen wurden und sie auch hinfahren durften, brandete im Schiff bereits Freude auf, endlich aus der Misere gerettet zu werden. Doch es sollte noch viel schlimmer für die Menschen kommen. Das Frachtschiff hat ja eine sehr hohe Bordkante. Bis sie eine geeignete Brücke heruntergelassen hatten, so dass die Flüchtlinge hätten von ihrem Schiff geordnet auf das Frachtschiff kommen können, sind die Menschen alle auf eine Seite des Schiffes, da sie ja als Erste auf das Frachtschiff wollten. Das Flüchtlingsschiff bekam Schlagseite, kenterte und eine ganze Menge Menschen ertranken, da auf dem Frachtschiff natürlich nicht Schwimmwesten und Rettungsringe in ausreichender Menge vorhanden waren.

Die Besatzung macht sich jetzt natürlich schwere Vorhaltungen. Aber was hätten sie besser machen können? Wo hätten sie anfangen müssen? Das sind Probleme, in denen die Seeleute völlig alleine gelassen werden. Geschweige denn von den darauf folgenden Problemen. Wie können so viele Menschen an Bord des Frachtschiffes untergebracht werden? Wie ist das mit der Ernährung. Wo sollen sie hin? Nicht jeder Hafen an der afrikanischen Küste ist bereit die Menschen wieder aufzunehmen.

Auch sonst berichten uns zurzeit die Seeleute, dass nun mittlerweile auch tagsüber in Küstennähe von Ägypten Flüchtlingsboote zu sehen sind. Dies bestätigt uns Angaben anderer Flüchtlingsorganisationen und gescheiterter Flüchtlinge, die davon berichten, dass von Alexandria aus kleinere Boote in Richtung Libyen fahren. Dort werden sie von den Schleppern wie Vieh in größere Boote „umgeladen“. Wenn dabei, wie wohl geschehen, eine Frau mit 2 Kindern ins Wasser fällt und ertrinkt, dann wird das als Kollateralschaden angesehen. Einfach Menschenverachtend! Wir fragen uns, wo das alles noch hinführen soll. Ebenso aber fragen wir uns, wann die europäische Wertegemeinschaft anfängt damit aufzuhören, die Seeleute weiterhin für Aufgaben zu verwenden, für die sie weder ausgebildet sind, noch die Schiffe entsprechende Vorkehrungen haben.