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Das Kreuz von Lampedusa

IMG_20151204_175117 (Medium)Es ist ein Kreuz mit dem Kreuz – das Kreuz / die Kreuze von Lampedusa

Wie halten sie / ihr es mit dem Kreuz, unserem Glaubenssymbol, unserem Erkennungszeichen als Christen?

Es sind Kreuze zu uns gekommen, welche uns berührt haben wie keine anderen zuvor. Diese Kreuze erzählen die Geschichten unserer Migranten, die übers Mittelmeer flüchten oder auch in diesem so schönen, jedoch auch so misshandelten Meer an dem ich lebe, starben und täglich sterben. Unser Mittelmeer, ein immer noch herrlicher Ort, der aber auch in den letzten Jahren zunehmend leidet, an der rücksichtslosen Überfischung, Vermüllung, ungeklärt eingeleiteten Abwässern, Erderwärmung und nun immer mehr eine Todesfalle für die vielen Flüchtlinge wird, die hoffen, dass gelobte Land „Europa“ zu erreichen.

Die Nachricht von den „Kreuzen von Lampedusa“ erhielten wir von unserer Kollegin Barbara Panzlau, die in Genua die Station der deutschen Seemannsmission leitet. Sie berichtete von einem Projekt der Stiftung „Haus des Geistes und der Künste“ / „casa dello spirito e delle arti „ in Mailand. Nach dem Unglück eines Fischerbootes im Oktober 2013 in Lampedusa, bei dem über 200 Menschen starben, trafen sich dort zu einem interreligiösen Gebet Menschen, um den Flüchtlingen zu gedenken.

Dabei entstand das Projekt „der Kreuze von Lampedusa und des Kreuzes“. Ein großes Kreuz, 2,80 m hoch und 1,50 m breit. Es ist ein beeindruckendes Kreuz. Es wurde aus dem Holz von Flüchtlingsbooten gestaltet. Von Booten, die aus Nordafrika oder aus Syrien kamen und Lampedusa / Europa erreicht haben: den rettenden Hafen. Wer weiß, was diese Schiffsplanken uns von der Flucht über das weite Mittelmeer berichten könnten, einer Flucht voll Hoffnung und Angst. Ein einheimischer Tischler, Franco Tuccio, hat es hergestellt. Diese Kreuzesbalken sind nicht unversehrt. Es ist ein geschundenes Kreuz, wie verwundet – und erinnert so an die große Wunde unserer Zeit: die Heimatlosigkeit durch Krieg, Flucht und Vertreibung.

Papst Francesco hat das große Kreuz im April 2014 gesegnet, ihm eine Botschaft mit auf die Reise durch Italien und weiter durch ganz Europa gegeben: Bringt es überall hin.

So reist es durch Europa als Erinnerung an die Toten, Vermissten und als Gebet für alle Flüchtlinge die über das Mittelmeer kommen. „Bedenket und betet für die Menschen, die auf dem Meer den Tod gefunden haben und finden werden. Helft den Überlebenden und tut euer Haus und Herz auf, öffnet eure Gemeinden für die Flüchtlinge und schaut nicht weg sondern heißt sie willkommen“.

Barbara Panzlau hat Kontakt zu der Stiftung in Mailand aufgenommen und dort einige „kleinen Schwestern des großen Kreuzes“ abgeholt, um sie an die Stationen der deutschen Seemannsmission, verbunden mit ihrer Botschaft, weiterzugeben und weiterzutragen. Seit unserer Ankunft im September 2014, hängt nun auch ein „Kreuz von Lampedusa“ im Seemannsheim in Alexandria, der größten Hafenstadt von Ägypten am Mittelmeer und erinnert uns jeden Tag von neuem daran, dass gerade auch von hier, Holzschiffe überfüllt mit Flüchtlingen an Bord ihre gefährliche Überfahrt in Richtung Europa starten.

Diese Kreuze sind für uns ein Zeichen, dass wir uns als Christen nicht abfinden können und sollen mit dem Leiden, dem Unrecht, den Kriegen, der Unterdrückung, den vielen unschuldigen Opfern, vertriebenen Kindern, Frauen und Männern. Wir können etwas tun, zumindest den Widerstand gegen das Wegschauen, die Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit aufbrechen, wenn wir uns einsetzen jede und jeder nach seinen Möglichkeiten, Fähigkeiten und Kräften.   „Weit weg, ist näher als du denkst“.

Fürbittengebet

Unermessliches Leid der Menschen, die ihre Heimat verlassen.

Sie fliehen vor Krieg, Terror, Gewalt, Hunger, Armut, Ungerechtigkeit.

Ihre Hoffnung ist ein besseres Leben.

Verbunden in dieser Hoffnung beten wir zu Gott:

Kinder verlieren Mutter, Vater, Geschwister oder werden selbst zu Opfern von Gewalt und Vertreibung.

Lasst uns beten für die Schwächsten.

Junge Menschen entfliehen einem Leben, das keine gerechte Arbeit kennt und keine Zukunft verspricht.

Lasst und beten für die Enttäuschten.

Frauen und Männer werden gequält und bedroht wegen ihres Glaubens, ihrer Volkszugehörigkeit oder ihrer Sexualität.

Lasst uns beten für die Ausgegrenzten.

Alte und Junge, verwundet und gezeichnet an Körper und Seele, erflehen einen sicheren Ort für Heilung.

Lasst uns beten für die Gepeinigten.

Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten und auf der Flucht sind, brauchen Menschlichkeit und Unterstützung.

Lasst uns beten für alle, die teilen können uns sich für eine Welt einsetzen, die allen Menschen Heimat bietet.

Amen.

Autor: Karin StreicherP1070530

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