Willkommen bei Karin Streicher und Markus Schildhauer

Alexandrias Straßenbahnen

Die Straßenbahn von Alexandria hat auch eine interessante Geschichte:

Seit 1863 ist sie auf Initiative und mit Unterstützung britischer Kaufleute in Betrieb.

Alexandria betreibt damit das älteste Straßenbahnnetz Afrikas, heute mit rund 240 Zügen im 32 Kilometer langen Schienennetz.

Die ersten Wagen wurden seinerzeit noch von Pferden gezogen.

Fast dreißig Jahre später wurden 1898 Dampflokomotiven eingesetzt.

Ab 1902 kamen die ersten elektrischen Fahrzeuge auf die Schienen.

Mit einem dieser sehr alten Wagen, es gibt sie nur noch sehr vereinzelt, bin ich schon gefahren. Fazit: In Mailand sind sie deutlich schöner…

Mit der Elektrifizierung stieg das Fahrgastaufkommen enorm an, auch, weil die Linien verlängert wurden und neue hinzukamen.

Zu ihren Besonderheiten gehören mehrere doppelstöckige Steuerwagen; Doppelstocktrams, früher in vielen Ländern des British Empire verbreitet –solche Straßenbahnen fahren jetzt sonst nur noch in Hongkong und Blackpool.

Die meisten Bahnen aber sind auch heute noch die gelben Wagen, die im Jahre 1972 aus der dänischen Hauptstadt Kopenhagen importiert worden sind.

Gemütlich langsam zockeln die Gefährte über die völlig ausgeschliffenen Schienen, begleitet von ohrenbetäubendem Quietschen.

Oft haben sie ein eigenes Gleisbett, abgetrennt von der Straße. Trotzdem kommen sie nicht schnell vorwärts, weil sie an jeder Autokreuzung anhalten müssen und keine „grüne Welle“ haben.

Ohne eigene Strecke sitzen sie im Dauerstau der Millionenstadt fest.

Bei Abbiegungen steigt der Fahrer aus und stellt die Weichen mit einer langen Eisenstange von Hand um.

Vorteil der Bummelfahrt: Da die Bahnen in der Regel mit geöffneten Türen fahren, kann man jederzeit ein- und aussteigen. Das ist auch für die Jugendlichen eine ständige Herausforderung, die sich während der Fahrt gerne weit hinauslehnen, oder an den Haltestellen aussteigen um dann im letzten Moment aufzuspringen.

Der Schaffner geht immer wieder durch die Wagen und weist die Jugendlichen zurecht. Er klopft mit Geldstücken auf die Haltestangen – Aufforderung, den Fahrpreis zu entrichten. Die Fahrt mit der Straßenbahn ist günstig, 50 Piaster kostet eine Strecke – egal wie lange man mitfährt. Das sind etwa 6 Cent. Menschen mit Behindertenausweis und Bettler dürfen kostenlos mitfahren. Straßenkinder fahren gerne auch auf den Puffern des letzten Wagens mit.

Der erste Wagen ist den Frauen vorbehalten. Männer sind hier nicht geduldet.

Vor wenigen Wochen wurden aus Potsdam neun blaue Tatra-Bahnen nach Ägypten verkauft, die zu DDR Zeiten in der Tschechei produziert wurden.

Die ersten Wagen habe ich schon gesehen – mit Goldlametta bunt geschmückt, weil die Alexandriner sich über die neuen Bahnen freuen.

Aber auch die „neuen“ Wagen müssen stehenbleiben, wenn wieder einmal, wie so oft, eine Straßenbahn ihren Geist aufgibt und das Schienennetz blockiert. Bis der Übeltäter repariert ist, reihen sich die nachrückenden Bahnen dahinter auf – und das kann mitunter dauern.

Die Oberleitungen werden von einer der uralten Elektro-Wagen instand gehalten – mit viel Holz umgebaut zu einem merkwürdigen Reparatur-Vehikel, das man ganz selten sehr früh morgens durch die Stadt zuckeln sieht.